Die lange Geschichte der Mohrenstraße

Nov 02 , 2023

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Laetitia Walden

Die lange Geschichte der Mohrenstraße

Seit den 90er Jahren brodelt in Berlin eine aufgeregte Debatte um Straßennamen, die mit historischen Altlasten behaftet sein könnten. Ein ganz besonderer Fall ist dabei die berühmt-berüchtigte Mohrenstraße. Ihr Name taucht bereits seit 1707 in den Berliner Straßenverzeichnissen auf und hat im Laufe der Zeit eine gewisse Prominenz erlangt. Doch in den letzten Jahren stand dieser Name in der Schusslinie, denn er wurde von verschiedenen Gruppen scharf kritisiert. Das große Fragezeichen: Ist der Begriff "Mohr" rassistisch?

Die Befürworter der Namensänderung argumentieren, dass der Name heute einen rassistischen Beigeschmack hat und das Ansehen der Stadt Berlin im In- und Ausland schädigt. Sie sind der Meinung, dass es höchste Zeit ist, historisch belastete Begriffe aus dem Stadtbild zu verbannen.

Die Gegner einer Umbenennung hingegen verteidigen den Namen und betonen, dass er inzwischen historisch gewachsen und von seinem rassistischen Kontext entkoppelt sei. Sie argumentieren, dass eine Umbenennung nur dann in Betracht gezogen werden sollte, wenn der Name antidemokratische Werte repräsentiert oder das Ansehen Berlins beschädigen könnte.

Die Diskussion wurde im Juli 2020 auf die nächste Ebene gehoben, als ein Versuch gestartet wurde, zumindest die U-Bahn-Station "Mohrenstraße" umzutaufen. Dieser Versuch scheiterte jedoch, da die vorgeschlagene Alternative selbst auf Kontroversen stieß und als potenziell antisemitisch betrachtet wurde.

Doch dann kam der 20. August 2020 und mit ihm die Entscheidung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte, die Mohrenstraße nach dem Berliner Straßengesetz umzubenennen.

Am 4. Mai 2021 wurde der 1. Oktober 2021 als Stichtag für die Umbenennung festgelegt, und die Straße sollte fortan "Anton-Wilhelm-Amo-Straße" heißen. Diese Wahl sollte an die Zeiten erinnern, in denen deutsch-afrikanische Beziehungen zwischen 1681 und 1716 ihre Anfänge fanden und die Achtung gegenüber fremden Kulturen in Brandenburg-Preußen zelebriert wurde.

Allerdings stieß die Umbenennung auf Widerstand. Der Historiker Götz Aly rief zu Protesten auf und monierte die vermeintlich astronomischen Gebühren, die vom Bezirksamt angekündigt worden waren. Doch wie sich herausstellte, wurden letztendlich viel niedrigere Gebühren erhoben. Das führte dazu, dass sieben Klagen gegen die Umbenennung eingereicht wurden und diese vorerst auf Eis gelegt wurde.

Die gute Nachricht für Befürworter der Umbenennung kam am 6. Juli 2023, als Alys Klage als Musterklage abgewiesen wurde. Hier spielten jedoch verwaltungsrechtliche Gründe die Hauptrolle, politische und historische Aspekte spielten keine entscheidende Rolle mehr. Damit ist der Weg für die Umbenennung frei.

Trotzdem wird es noch eine Weile dauern, bis aus der Mohrenstraße die Anton-Wilhelm-Amo-Straße wird. Das Urteil des Verwaltungsgerichts im Juli, das die Klagen von Anwohnern abwies, ist nämlich noch nicht rechtskräftig. Daher behält die Straße vorerst ihren alten Namen.

Auch an uns ist das Thema natürlich nicht vorbeigegangen. Diese Straße mussten wir aufgrund der Umbenennungen und Klagen immer wieder im System anpassen. Auch für unsere Kunden wurde dies interessant, da verschiedene Stellen die unterschiedlichen Stellen als die Wahrheit ausgeben und dies immer wieder zur Verwirrung führt.

Es bleibt also spannend in der Debatte um die Berliner Mohrenstraße und wir hoffen auf ein baldiges und klares Ende!

 


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